Otto Friedrich Bollnow

Otto Friedrich Bollnow (1903–1991) zählt zu den wichtigen, auch international stark rezipierten deutschen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Georg Misch, Herman Nohl, Josef König und Martin Heidegger sind Bollnows Lehrer und Gesprächspartner in den Jahren nach der Promotion beim Atomphysiker Max Born in Göttingen.

Bollnows Heidegger-Kritik, seine Deutung der hermeneutischen Tradition bei Schleiermacher und Dilthey und seine Rezeption des französischen Existentialismus begründen seinen Ruf in der Philosophie. Auch seine Schriften zur Bildung und Erziehung sind vielen Pädgog(inn)en bis heute ein Begriff.

Bollnows akademischer Weg führt über Gießen und Mainz nach Tübingen. Dort wird eine neue „Hermeneutische Philosophie“ sein Ziel, die die Voraussetzungen der „realistischen“ und „empirischen“ Wende in den Bildungs- und Sozialwissenschaften zum Thema macht, dabei aber auch gegenüber den anderen zeitgenössischen Vertretern der Hermeneutik das „Prinzip der offenen Frage“ (Plessner) verteidigt und stärkt. Auch für die Hermeneutik gilt: Es gibt keinen „archimedischen Punkt“, von dem aus sich eine Verstehenslehre beispielsweise als Sprachhermeneutik oder als universelle philosophische Methode begründen lässt. Die Hermeneutik folgt gleichwohl einer „Logik“, nach der sie unbefragte Voraussetzungen des Denkens zum Vorschein bringen kann.

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Die Anfänge

Anklam
Anklam

Otto Friedrich Bollnow wird 1903 in Stettin, dem heutigen Szczecin (Polen) geboren. Vater und Großvater sind Volks­schul­lehrer. Der junge Bollnow besucht das humanistische Gym­nasium in Anklam (Vorpommern). Als Student geht er zunächst nach Berlin, dann nach Greifswald und Göttingen. Sein wissenschaftlicher Werdegang führt über die theoretische Physik und Mathematik schließlich zur Philosophie und Pädagogik.